Stockholm

(RS) Nach einer sehr schönen und ereignisreichen Zeit auf den Ålands legen Jakob und ich am 14.8. um viertel nach 7 in Mariehamn ab, der Morgen ist wunderschön und während wir aus den Schären heraus segeln sichten wir sogar einen Seeadler, den zweiten der Reise. Eineinhalb Stunden später sind wir raus aus dem Fahrwasser und können die Segel setzen, es bläst mit 2-3 Beafourt aus West. Nach einigen Stunden steht dann auch Friedrich auf, und wie so oft legen Jakob und ich uns dann erstmal hin und Friedrich übernimmt die nächsten Stunden. Wir haben noch kein genaues Ziel vor Augen, nur dass wir in den nächsten Tagen Stockholm erreichen wollen, wo Eva uns für eine Woche begleiten soll. Der Wind frischt noch etwas auf, und beim Kochen schaffen wir es tatsächlich, den Nudeltopf drei- und die Hackpfanne zweimal vom Kocher rutschen zu lassen... Nur gut, dass Eva die Halter für den Kocher mitnimmt, welche wir in Deutschland vergessen hatten. Wieder angekommen in den - nun schwedischen – Schären, suchen wir uns den gemütlichen Hafen von Furusund aus, wo wir die Nacht verbringen werden. Am nächsten Morgen denke ich mir, dass ich ja vielleicht mal die Friedrich-Taktik ausprobieren kann, also ausschlafen während die anderen ablegen, das klappt allerdings nur mäßig, denn als ich um 10 Uhr das erste mal die Augen aufschlage, liegen wir immer noch im Hafen von Furusund – kann man nichts machen. Um halb 11 legen wir dann ab, der Wind kommt in dem eng befahrenen Fahrwasser leider genau von vorne, also entschließen wir uns dazu, an einer Schäre einen kurzen Stop zu machen. Wir suchen uns also mehr oder weniger zufällig einfach irgendeine aus, und siehe da, Jackpot! Wir landen auf einer Schäre, welche unter dem ersten Weltkrieg ein Fort der Schweden gewesen ist und auf welcher heute ein Museum ist. Das Fort ist noch sehr gut erhalten, und so erkunden wir erst die Anlage und gönnen uns danach eine ordentliche Portion Gulasch mit Kartoffeln. Bis Stockholm sind es noch etwa 25 Meilen, wir entscheiden uns 10 sm davor allerdings doch für den Hafen von Vaxholm, da es bereits dunkel wird. Das kreuzen in dem engen Fahrwasser hat uns allen aber sehr gut gefallen, da wir hier mal wieder etwas aktiver agieren mussten. Des Weiteren sind wir uns alle einig, dass dies rein von der Lanschaft und vom Segeln her einer der schönsten Tage gewesen ist.

Die letzten 10 Meilen nach Stockholm gehen wir ganz entspannt an, und so kreuzen wir bei wenig Wind nach Stockholm rein, suchen lange nach einem schönen Plätzchen und werden schließlich im Wasahamnen fündig, wo wir auch den Preis in altbewährter Manier (Can you make us a good price? We are VERY poor students!) deutlich herunterhandeln können. Schwedens Hauptstadt gefällt uns allen sehr gut, und durch ein paar Insiderinformationen durch die äußerst hilfsbereite Hafenmeisterin Clara wissen wir sofort Bescheid, wo die guten Plätze der Stadt denn zu finden sein sollen. Es ist Mittwoch Abend, wir machen erst einmal unseren obligatorischen Landgang in welchem wir die durchaus imposante Altstadt, die Gamla Stan, und das Studentenviertel Unsicher machen. Die Bewohner von Schwedens Hauptstadt erweisen sich als äußerst hilfsbereite Menschen, und so finden wir leider nach der Frage, wo man denn hier vernünftiges Bier kaufen kann heraus, dass man, wenn man alkoholische Getränke mit über 3,5 % vol. erwerben möchte, dies nur in den überteuerten Bars oder in eigens dafür stehenden Läden, den sogenannten Systembolaget, kann. Nun ja, andere Länder, andere Sitten, denken wir uns und machen uns nach einem schönen Spaziergang durch die Stockholmer Innenstadt wieder auf den Rückweg zum Wasahamnen, welcher etwas außerhalb liegt. Am nächsten Tag wird im Schiff aufgeklart und noch etwas eingekauft, bevor wir uns auf den Weg zum Bahnhof machen, wo Eva am Abend ankommt.

 

 

(EGT) Am Bahnhof von Stockholm werde ich nach 12stündiger Bahnfahrt von den „Drei von der Felix“ abgeholt. Zu meiner landpomeranzischen Verwirrung gibt es dort einen Supermarkt, den wir um einige Lebensmittel erleichtern. Dann geht es in einem 45 minütigem Fußmarsch zur Felix, die im Vasahafen direkt im touristischen Zentrum von Stockholm liegt.

Am nächsten Morgen regnet es!

Mit Tee und Buch unter der Würstchenbude ist es eigentlich sehr gemütlich. Den Tag ,der ab Mittag sonnig wird, vertüdeln wir mit Essen, Kochen und Umgebung erkunden.

Friedrich schnappt sich die marode Arbeitsfock und fährt, das I-pad in der einen Hand, die andere fest an den immer wieder nach vorn kippenden Lenker geklammert, etwa zehn Kilometer zum Segelmacher. Er kommt mit der Nachricht wieder, dass die Reparatur erst am Montag beendet sein wird und das die Lebenserwartung der Fock ihrem Ende zugeht. Oh je!

 

Den Abend verbringen Robin, Friedrich und Jakob mit der netten Hafenmeisterin.

Und ich mache es mir auf der Felix gemütlich.

Der nächste Tag bringt schon wieder morgendlichen Regen ( diesmal allerdings nicht von der gemütlichen, sondern von der pladdernden Sorte).

Wir flüchten ins Vasamuseum. Leider hatten ungefähr eine Million Menschen die gleiche Idee. Es ist unglaublich voll. Aber wir finden dennoch heraus, dass das Schiff wohl auf Grund eines Konstruktionsfehlers nach nur 1500 Metern unterging und viele Jahre später (waren es die 60er des 20. Jahrhunderts?) geborgen wurde. So, dass sich jetzt jeder ansehen kann, wie man ein Kriegsschiff besser nicht bauen sollte.

Wieder klart es im Laufe des Tages auf und wir starten eine Besichtigungstour durch Gamla Stan und das Studentenviertel, streifen das Königsschloss, sowie etwas Marathon-ähnliches, dessen besonderer Pfiff darin besteht, dass in der Dunkelheit gelaufen wird. Auch einige Kneipen liegen auf unserem Weg...

Am Sonntag morgen regnet es nicht!

Ich versuche mich auch mit dem hafeneigenen Fahrrad in Knallgelb, dafür aber ohne Handbremse und mit kippeligem Lenker.

Da meine wagemutige Jugend vorüber ist, benutze ich es als Schiebkarre für den anstehenden Einkauf im nahegelegenen winzig kleinem Supermarkt.

Es gibt köstlich aussehende Pfifferlinge. Die mag bloß leider keiner außer mir.

Also kommt statt dessen Kalbfleisch in den Rucksack.

Die Durchfahrt des Göta-Kanals wird gebucht und dann machen wir uns samt Felix auf den Weg zum Segelmacher. 18 Meilen mit bockigem Wind der mal von hier, mal von dort kommt, mal frisch weht und dann auch wieder wegbleibt. Es ist wunderschön hier! Jeder von uns entdeckt etliche Lieblingshäuser, die wir gerecht untereinander aufteilen. Die Nacht verbringen wir am Steg des Schiffsmaklers, auf dessen Grund auch der Segelmacher seine Werkstatt hat, was zur Folge hat, dass am nächsten Tag freundlich spöttisch nachgefragt wird, ob den die Felix zum Verkauf stünde.

Den Abend verbringen wir mit Fleischklößen in weißer Soße und Phase 10.

Der Montag wird betriebsam. Friedrich und Jakob regeln Studienpapiere und ich mache mich auf den Weg zum Zahnarzt. Ein Auge auf Robins Handy, welches mir den Weg weist, gerichtet, das andere auf die Idylle aus Blaubeeren, Birken und noch viel wunderbareren Häusern mit traumhaft verwunschenen Gärten gerichtet. Bezüglich der Hauswahl entscheide ich mich um, bezüglich des Zahnarztes bin ich leider erfolglos. Nach der dritten Absage gebe ich auf und beschließe es mit Schmerztabletten zu versuchen.

Der montägliche Wind ist konstanter und wir flitzen bei schönstem Sonnenschein mitsamt der hoffentlich wieder funktionsfähigen Arbeitsfock durch die Schären. Robin fährt erfolgreich ein Mann über Bord Mannöver und rettet ein Gap Käppie vor dem sicheren Untergang. Da es genau auf seine Kopfgröße eingestellt ist, gehörte es jetzt ihm, beschließt er.

Die Nacht verbringen wir in einem Hafen, der eigentlich gar nicht für Gastlieger gedacht ist, in dem wir aber trotzdem freundlicherweise bleiben dürfen.

Der Dienstag bringt uns auf den Weg zum Göta-Kanal. Mangels Wind motoren wir den ganzen Tag durch kanalähnliches Schärengebiet, durchfahren unsere (jedenfalls für die Thodens) erste Schleuse, bangen vor niedrigen Brücken (es passte immer) und scheitern beinahe an der zweiten Schleuse in Södertälje. Da steht nämlich, dass die nächste Schleusung erst am kommenden Tag stattfinden solle. Aber nicht mit Friedrich!

Der ruft den Schleusenwärter an und verabredet eine Extraschleusung, die dann beinahe noch an unserem deutschen Respekt vor roten Ampeln gescheitert wäre. Ein weiterer Anruf und die Aufforderung, doch mal in die Gänge zu kommen, rettet das Unternehmen.

Nach einer ruhigen Nacht in einem recht verschlafenem Segelhafen geht es heute bei wunderbarem Wind weiter Richtung Nyköping, wo ich morgen den Zug besteigen werde. Die Schären werden immer ruhiger und teilweise spannend eng. Nach 25 Meilen geraten wir in eine so wunderhübsche Bucht, dass wir spontan beschließen mit Heckanker und Bug am Fels zu übernachten. Ich schaffe es nur mit Friedrichs und Robins vereinten Kräften von Bord. Der anschließende Spaziergang entschädigt allerdings in sehr zufriedenstellendem Maß dafür. Wir finden Wacholderbeeren (Robin: „Ah, Gin!“), eine wackelige Brücke, die laut Hinweisschild nur von zwei Personen gleichzeitig betreten werden darf und Ausblicke, die so fotogen sind, dass der letzte Film von Christinas analoger Kamera bald voll ist.

Während ich diese Zeilen schreibe, versuchen die drei Cousins einen Fisch für das Abendessen zu fangen und ich werde mich jetzt verabschieden, um die dazugehörigen Kartoffeln zu kochen.

Beeindruckt vom seglerischen Können und der für mich neuen Ordnungsliebe der Felixbesatzung werde ich mich morgen erholt auf den Heimweg machen.

 

(RS) Einen Fisch haben wir leider nicht gefangen, das Essen schmeckt allerdings trotzdemn, und am nächsten Morgen um 5 gehen wir Ankerauf, Wind leider Fehlanzeige. Das Ziel ist Nyköping, von wo aus Eva mit dem Zug den Heimweg antreten wird. So motoren wir also die 5 Stunden nach Nyköping und machen erst einmal im Hafen fest, welcher sich allerdings als Dauerliegerhafen entpuppt, in welchem man ohne den richtigen Schlüssel nicht vom Steg kommt. Kein Problem, denken wir uns und wollen kurzerhand in den direkt daneben liegenden Gästehafen umlegen. Das gestaltet sich letztendlich aber als deutlich schwieriger als vorerst angenommen, denn durch die blendende Sonne verschätzen wir uns mit der Hafeneinfahrt und plötzlich liegen wir im Schlick. Selbst mit uns allen dreien auf dem Großbaum und voller Kraft zurück gelingt es uns nicht, uns zu befreien, der Hafenmeister scheint dies jedoch schon zu kennen, und zusammen mit einem deutschen Herren, welcher uns bereits seine Hilfe angeboten hatte, fährt er mit seiner Motoryacht raus und zieht uns kurzerhand aus dem Schlick. Nachdem wir Eva zum Bahnhof gebracht haben, wollen wir uns noch kurz bei unseren Rettern mit einer Flasche Wein bedanken, der sichtlich erboste Hafenmeister meint jedoch, uns für die zwei Stunden, die wir im Hafen liegen, neben der Flasche Wein als Dankeschön auch noch 300 schwedische Kronen abzunehmen.. Vielen Dank und auf nimmerwiedersehen, Nyköping, denken wir uns. Dennoch blicken wir alle drei auf eine sehr schöne und abwechslungsreiche Woche mit Eva zurück und hoffen, dass sie es ebenso genossen hat wie wir.

Da wir am nächsten Tag bereits in Mem, also am Eingang des Göta Kanals sein müssen, hält uns rein gar nichts mehr in Nyköping, und so machen wir uns auf in das 35 Meilen entfernte Stegeborg, 6 sm vor Mem. Wir kommen spät Abends an und legen morgens um 7 wieder ab, weswegen wir nichts von dem Ort sehen, wofür uns der Morgen allerdings mehr als entschädigt, da ein fast schon gespenstischer Nebel über dem Wasser liegt, welcher zusammen mit dem Nieselregen und der Flaute einen unvergesslichen Anblick bietet.